Kaum eine Pause gegönnt. Kaum eine Sehenswürdigkeit ausgelassen. So stellt sich das Gefühl ein, Lyon in zehn Urlaubstagen umfassender erkundet zu haben als Berlin in fünfzehn Wohnjahren.
Heute letzter Julitag. Am ersten Julitag im Haus der Berliner Festspiele bei der Oper Einstein on the Beach gewesen. Liegt in meinen Erinnerungen bereits weit hinten, so wie mittlerweile vieles, was mehr als ein paar Tage her ist, gefühlt in einem anderen Leben stattgefunden hat. Jeden Tag zu viele neue Dinge, die für einen kurzen Moment den Platz der Vortagsdinge einnehmen.
Kein Wunder, dass Paare im Publikum näher zusammenrücken. Schwelgen und Härten sind immer eng beieinander.
Dazwischen die Diamantene Hochzeit meiner Eltern. Sehr froh, dass die Feierlichkeiten wie geplant über die Bühne gehen konnten und dann auch gegangen sind. So etwas feiert man ja nicht jeden zweiten Tag.
Funny van Dannen erwähnt diese Anekdote auf seinem 1998 live in Hamburg aufgenommenen Album Uruguay und vermutlich habe ich so zum ersten Mal von ihr gehört. Das Leben Uwe Seelers war auch ohne diese Ohrfeige ereignisreich. Mit der Dokumentation Uwe Seeler – Einer von uns ist Reinhold Beckmann und Ole Zeisler eine anrührende Würdigung gelungen, die der NDR – geschickt im Programm platziert – genau dann noch einmal zeigt, wenn am kommenden Sonntag im Spiel zwischen dem HSV und Hansa Rostock die zweite Halbzeit angepfiffen wird.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie aufmerksam ich den HSV in der Zweitligasaison 2022/23 verfolgen werde. Einerseits sorgt das erstmals so klar zu Saisonbeginn ausgegebene Ziel Aufstieg für eine Spannung, die entweder durch eben diesen Aufstieg oder – das liegt nahe – eher umfangreiche personelle Veränderungen in der Führungsetage gelöst wird. Mit ein bisschen Glück bekommen wir HSV-Fans sogar beides geboten! Andererseits zeigt sich die unerschütterliche Gelassenheit, mit der ich mir mittlerweile HSV-Spiele anschaue, immer öfter auch als schulterzuckende Gleichgültigkeit. Es hängt halt wenig von Wohl und Wehe des HSV und viel von anderen Dingen ab. Nichtsdestotrotz möchte ich mich mit meiner Saisonspende zu einem Mindestmaß an Aufmerksamkeit zwingen:
1 € für jedes Ligaspiel ohne Rote oder Gelb-Rote Karte für den HSV
5 € für jedes Ligaspiel ohne Tor für den HSV
10 € für jedes zwischen dem ersten Ligaspieltag und Saisonende ausscheidenden Mitglied im Aufsichtsrat oder Vorstand der HSV Fußball AG sowie im Präsidium des HSV e.V.
Möglicherweise bin ich heute zum letzten Mal in meinem Leben durch eine Videothek gebummelt. Auf jeden Fall schließt mit dem Video Center in der Greifswalder Straße in einigen Tagen eines der wenigen noch verbliebenen Exemplare. Es ist nicht so richtig zu erklären, aber das Schlendern durch Gänge vorbei an Regalen mit Hüllen oft uninteressanter Filme hat mir immer überdurchschnittlich gut gefallen. (Ausverkaufsausbeute: Der mit dem Kritikschnippsel Ein nihilistischer Wutschrei auf dem Cover präsentierte Film A hole in my heart und eine Wim-Wenders-DVD mit den beiden Dokumentarfilmen Tokyo-Ga und Chambre 666)
Das WIFIonICE war heute vormittag auf der Zugfahrt von Hamburg nach Berlin so stabil, dass ich dem Livestream einer aus dem Verzehr und der Verwendung von Süßigkeiten bestehenden Musikperformance aus Tokyo folgen konnte, während draußen vor dem Fenster die Kühe auf den Weiden vorbeiflogen.
Gestern nach bummelig zwei Jahren wieder Bandprobe. Dafür, dass zwei Drittel der Band in der Zwischenzeit ihr Instrument quasi nicht gespielt hatten, war es zwar nicht gut, aber auch nicht ganz arg schlimm. Und es hat soviel Spaß gemacht, dass es nicht noch einmal zwei Jahre, sondern nur vier Wochen bis zur nächsten Probe dauern soll.