Die Luft von Anfang an so schlecht wie das Muster der Sitzbezüge hässlich. Am vergangenen Donnerstag war ich zum ersten Mal im Berliner Pierre Boulez Saal, der wenig Wert auf einen guten ersten Eindruck legte.

Das aus zwei Uraufführungen bestehende Konzert von William Parker begann mit dem Set Before I Went to Sleep, Mother Would Put a Clothes Pin on My Nose, zu dem der Künstler im Programmheft schreibt: Having been told that bell-pepper noses often found on Black people were inferior to the pointed bleaks of whites, she would place a wooden clothespin on my nose before I went to bed. Musikalisch gefiel mir das Zusammenspiel aus Kontrabass, Violine, Violoncello und Spoken Word/Gesang nur stellenweise. Ganz nett, sehr sympathisch, aber der Funke ist nicht übergesprungen. (So wie sich die Teilnehmenden der Fernsehsendung First Dates oft am Ende äußern.) Meine beiden Begleiter hatten in unterschiedliche Richtungen abweichende Meinungen.

Nach der Pause blieben bereits einige Sitzplätze leer. Und im weiteren Verlauf des Konzerts standen immer wieder Personen auf, gingen wie aus Qualen erlöste Seelen zum Himmel aufsteigend die Stufen von den tieferliegenden Sitzplätzen hinauf und verließen den Konzertsaal vorzeitig. Das war für mich nicht nachvollziehbar, weil das zweite Set Flexible Showers of Sound mit seinen unterschiedlichen Instrumenten aus verschiedenen Ecken der Welt sowie seinem Spoken Word/Gesang sehr stimmig und gelungen war. Heimlicher Star des siebenköpfigen Ensembles war für mich Jin Hi Kim, die mit ihre(r|m) Geomungo, einem koreanischen Zitherinstrument, und einer funky Rhythmusfigur die Musizierenden immer wieder auf Kurs brachte. Faszinierend auch der Moment, als Wu Wei aus einer Thermoskanne Wasser in seine Sheng, eine chinesische Mundorgel, füllte. Das so genau beobachten zu können, ist der fantastischen Bühnennähe von fast allen Plätzen im Pierre Boulez Saal zu verdanken. Meist angenehm zähflüssig-groovy, hätte das Set lediglich gerne etwas lauter sein dürfen.

Beeindruckend war auch das auf der gegenüberliegenden Seite, in der ersten Reihe sitzende Paar, das einen Großteil des Konzerts entweder schlief oder andächtig aneinander gelehnt und mit geschlossenen Augen lauschte. Und war das im Oberrang und Dämmerlicht Rainer Langhans? Wer sonst trägt so eine Frisur?

Bühne im Boulezsaal mit Instrumenten, Noten- und Mikrofonständern, Kabeln, Lautsprechern und Stühlen kurz vor dem Konzert von William Parker.

#Musik #Berlin

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