Six Pianos und Achim Reichel am selben Ort

Vorgestern vor einer Woche in den Großen Saal der Philharmonie Berlin zum Konzert von Six Pianos. Etwas abgehetzt und kurz vor knapp den Sitzplatz in mittlerer Entfernung, aber mit guter Sicht erreicht. Einfach mal rechtzeitig los, ist nicht meine größte Stärke.Dich trifft man auch auf jedem Konzert! Umgeben von sich kennenden, offensichtlich regelmäßigen Konzertbesucher*innen wünschte ich, die Menschen lernten (wieder) einen dezenteren Umgang mit Parfüm. Auf der Bühne sechs Flügel ohne Deckel. Erst kam einer, dann der zweite und nochmal später der dritte Pianist auf die Bühne bis nach und nach alle sechs – Gregor Schwellenbach, Daniel Brandt, Erol Sarp, Kai Schumacher, Paul Frick, John Kameel Farah – an ihren unterschiedlich präparierten Instrumenten saßen. Jeder spielte meist alleine, teilweise auch zu zweit oder dritt ein, zwei (eigene) Stücke. Gregor Schwellenbach beispielsweise eine zwanzig Jahr alte Techonummer. Alles sehr rhythmisch und abwechslungsreich. Nach abwechslungsreich kam noch nicht gleich Steve Reich, sondern erst eine Vorstellung der Künstler, die Keyboard Study #2 von Terry Riley – auf der Konzertkarte passend zur Anzahl der sechs Flügel als Keyboards Study #2 angekündigt – und eine Pause. Einziges Stück danach war das namensgebende Six Pianos von Steve Reich. Kurz vor zehn und für einen Montagabend angemessen rechtzeit war Schluss. Das Publikum klatschte recht begeistert Beifall, aber eine Zugabe sprang nicht dabei heraus. Ich verließ die Philharmonie unbewusst zur anderen Seite und brauchte vielleicht einen Moment zu lange, um mich zu orientieren.

Sechs Pianisten stehen verbeugend vor sechs Flügeln ohne Deckel auf einer Konzertbühne. Die sechs Pianisten stehen verbeugend vor den sechs Flügeln.

Heute vor einer Woche wieder in den Großen Saal der Philharmonie Berlin. Achim Reichel auf Schön-war-es-doch!-Tour. Sehr frühzeitig da und noch Zeit für ein Getränk. Im bestellten Campari Soda ersetzte, ohne dass ich diesen Wunsch geäußert hatte, der freundliche Getränkeausschank das Sodawasser zu einem großen Teil durch Sekt. Ich hätte mich beschweren können, war aber zufrieden. Vom Sitzplatz hoch oben und weit hinten war der Überblick sehr gut, der Sound dagegen nicht, aber noch in Ordnung. Das Publikum war mit einigen Ausnahmen wie mir alt wie der Künstler oder kaum jünger, aber von Beginn an begeistert dabei, auch wenn erste Mitklatschversuche in ihrem Bemühen, den Takt zu finden, noch etwas unbeholfen und übermütig wirkten. Eine einzelne Handytaschenlampe leuchtete von der gegenüberliegenden Seite durch den dunklen Saal, als Achim Reichel die Zeilen Der Mond ist aufgegangen / Die goldnen Sternlein prangen sang. Kurz darauf übernahm das Publikum lautstark den Gesang: Ooh ooh oh ooh, ooh ooh oh ooh, Steaks und Bier und Zigaretten. In der Kulisse der Philharmonie sehr charmant und mit jeder Wiederholung noch ein wenig charmanter. Das Konzert geht seinen Gang, Hits werden gespielt, das Publikum lässt in seiner Begeisterung nicht nach. Während der Zugabe erdreisten sich einige Personen in der Reihe vor mir, gut gelaunt aufzustehen, was unmittelbar dazu führt, dass eine empörte Person in der Reihe hinter mir ihre freie Sicht mit ihrem Krückstock wiederherzustellen versucht. Skurriler Moment. Achim Reichel steht mit achtzig Jahren zweieinhalb Stunden auf der Bühne, singt, spielt Gitarre, macht Ansagen. Beeindruckend. Am Stand im Foyer kosten die Vinylalben bestehend aus drei oder vier Schallplatten 45, 50 und 55 Euro. Auch beeindruckend.

Mehrere Musiker auf einer in buntes Licht getauchten Bühne. Achim Reichel mit seiner Band auf der in buntes Licht getauchten Bühne.

Seit meinem Umzug nach Berlin sind bis zu meinem ersten Konzertbesuch im Großen Saal der Philharmonie Berlin fast siebzehn Jahre vergangen. Bis zum zweiten Mal dann zwei weitere Tage mehr. (Gut möglich, dass meine Erinnerung mich täuscht, aber mehr als ein Konzert im Kammermusiksaal ließ sich darin nicht finden.)

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